Paper of the Month #2: Straight CR und Gadelha AB et al

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Verschiedene Differenzierungen des Spitzenmoments deuten auf einen signifikanten Zusammenhang zwischen Kraft und Funktion bei älteren Menschen hin.

Prof. Dvir kommentiert:

Für das zweite “Paper of the Month” habe ich zwei Arbeiten ausgewählt, eine aus den USA und eine aus Brasilien, die sich beide mit motorischen Funktionsproblemen bei älteren Menschen befassen und isokinetisch abgeleitete Parameter der Muskelkraft verwenden. Bezeichnenderweise beziehen sich beide Arbeiten auf das Konzept der Muskelqualität (MQ) in älteren Jahrgängen, und sind daher in gewissem Maße komplementär.

Obwohl die Untersuchung der Muskelqualität ein schnell wachsendes Feld ist, wurden eine einheitliche Definition und Standardisierung noch nicht erreicht, wie ein kürzlich durchgeführtes Review ergab (Correa-de-Araujo et al., Frontiers in Physiology 8(87), 2017). Wie dem auch sein mag, eines der wichtigsten Merkmale von Muskelqualität ist die Kraft. Aber Kraft ist nicht eindeutig definiert: Kraft hängt von der Art und Weise ab, wie sie gemessen wird, und daher unterscheidet sich die isometrische von der isokinetischen Stärke, während die konzentrische isokinetische von der exzentrischen isokinetischen Stärke abweicht, ganz abgesehen von der Frage, mit welcher Geschwindigkeit die jeweilige Kraft (konzentrisch oder exzentrisch) gemessen wird.

In der Arbeit von Straight et al. wurde die Muskelqualität definiert als das isokinetische konzentrische Spitzenmoment (PMC) der Kniestreckmuskeln bei 60°/s, dividiert durch die fettfreie Oberschenkel-Muskelmasse (gemessen mit der Dual-Energie-Röntgenabsorptionsmessung) und in der Einheit Nm/kg angegeben. Auf der anderen Seite wurde in dem Papier von Gadelha et al. die Muskelqualität durch das isometrische Spitzenmoment (PMI) bei 60° der Kniebeugung (gemessen mit einem isokinetischen Dynamometer) definiert, dividiert durch die Dicke der Kniestreckmuskeln (gemessen mit Ultraschall) und angegeben in Nm/mm.

So dienten zwei verschiedene isokinetisch abgeleitete Parameter zur Beurteilung der Muskelqualität. Interessanterweise hat keiner der Autoren den Grund für die Wahl ihres jeweiligen Parameters ausführlich erläutert. Darüber hinaus gab es keinen Versuch zu vergleichen, welcher der beiden in Bezug auf seine Aussagekraft oder in Zusammenhang mit den anstehenden Fragen schlagkräftiger sein könnte. Wie aus den Papieren deutlich hervorgeht, stehen beide Parameter in einem engen Zusammenhang mit den Hauptthemen der Studie, sei es entweder die Veränderungen der körperlichen Funktion der unteren Extremitäten bei übergewichtigen oder fettleibigen älteren Frauen (Straight et al) oder die Häufigkeit von Stürzen bei älteren in Wohngemeinschaft lebenden Frauen (Gadelha et al). Diese Erkenntnis dient auch dazu, den entscheidenden Wert und die Gültigkeit der Anwendung der Isokinetik für die in dieser Forschungsrichtung beschriebenen spezifischen Anwendungen noch weiter zu untermauern.

Die Studie von Straight et al finden Sie hier
Die Studie von Gadelha et al finden Sie hier
Die Arbeiten können direkt beim Verlag erworben werden.

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Zitierung
Straight CR, Berg AC, Reed RA, Johnson MA, Evans EM. Reduced body weight or increased muscle quality: Which is more important for improving physical function following exercise and weight loss in overweight and obese older women? Experimental Gerontology, 108:159-165, 2018.

Gadelha AB, Neri SGR, Bottaro M, Lima RM. The relationship between muscle quality and incidence of falls in older community-dwelling women: An 18-month follow-up study. Experimental Gerontology, 110:241–24, 2018.

Paper of the Month – die Initiative

Das Hauptziel der PoM-Initiative ist es, als Update-Forum für Anwender der isokinetischen Dynamometrie zu dienen. Jüngste Arbeiten zu dieser Technologie und ihren Anwendungen (in der Regel der letzten 3 Monate) werden regelmäßig von Prof. Zeevi Dvir gesichtet. Ausgewählt werden die Studien, die seiner Meinung nach einen wichtigen/relevanten Beitrag zur Wissenschaft der isokinetischen Untersuchungen und Konditionierungen darstellen. Bei der Auswahl werden die Innovationskraft, die wissenschaftliche Genauigkeit und die potentielle Anwendbarkeit der Studie ohne Vorurteile berücksichtigt, was PHYSIOMED’s Engagement für die höchsten Standards unterstreicht, für die das Unternehmen als weltweit führender Anbieter von isokinetischen Technologien steht.

Prof. Dvir ist an der Fakultät für Physikalische Therapie der Sackler Faculty of Medicine der Universität Tel Aviv tätig und arbeitet auch als nicht-lehrender Professor am Biomechanics and Ergonomics Lab, School of Kinesiology and Health Studies (SKHS), Queen’s University, Kanada.  

Prof. Dvir ist international führend in der Isokinetik. Er ist Autor des in diesem Bereich allgemein anerkannten führenden Titels “Isokinetics: Muscle Testing, Interpretation and Clinical Applications” (Churchill Livingstone, 1st ed., 1995; Elsevier 2nd ed., 2004). Seit 1998 ist er auch Chefredakteur der Isokinetics and Exercise Science (IOS Press, Amsterdam, Holland), der einzigen internationalen Zeitschrift, die sich mit den wissenschaftlichen und praktischen Aspekten der Technologie beschäftigt. Prof. Dvir hat mehr als 60 Arbeiten zur Isokinetik veröffentlicht. Er prägte die Begriffe Dynamic Control Ratio (DCR), auch bekannt als das funktionale Verhältnis. Die DCR wurde hauptsächlich im Zusammenhang mit dem muskulären Gleichgewicht das Knie betreffend angewendet, insbesondere im Hinblick auf ACL-Defizite und -Rekonstruktion und wird als das Verhältnis Hecc/Qcon ausgedrückt. Prof. Dvir war auch der Erste, der die DCE (Differenz zwischen dem Ecc/Con-Verhältnis bei hoher und niedriger Geschwindigkeit) beschrieb, um den submaximalen Aufwand zu beurteilen: ein Kernkonzept in der gerichtsmedizinischen Analyse von Muskelschwäche. Ein ihm zugeschriebenes US-Patent ebnete den Weg zu einer Reihe von Veröffentlichungen, die die Verwendung von isokinetischen Tests und Konditionierungen für kurze Bewegungsumfänge beschreiben.

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